Anything Goes – aus 2064
Vierzig Jahre nach Eröffnung der zukunftsweisenden postmodernen Architektur von James Stirling als Neue Staatsgalerie in Stuttgart stellen sich heute Fragen zum ästhetischen, funktionalen, strukturellen und narrativen Potenzial des Museums und der öffentlichen Sammlung.
Am Internationalen Museumstag 2024 setzen Studierende der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart hierzu subtile Interventionen und flüchtige Performances als Irritationen aus der Zukunft in die Räume und auf die Terrassen des ikonischen Museumskomplexes. Ihre spekulativen Fiktionen nehmen kritische wie spielerische Positionen ein, sie feiern das postmoderne Museum als Ort für Imagination und öffentlichen Diskurs.
Ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt zwischen Studierenden der Architektur, der Bildender Kunst/Künstlerisches Lehramt und des Kommunikationsdesign von Prof. Bettina Kraus, Prof. Antonia Low und Prof. Lucienne Roberts im Austausch mit Dr. Susanne Kaufmann-Valet und Hendrik Bündge, Kuratorenteam für Moderne und Zeitgenössische Kunst der Staatsgalerie Stuttgart.
Die Interventionen und Performances finden entweder zu einer genannten Uhrzeit statt, erscheinen sporadisch an verschiedenen Orten oder sind an einer Stelle des Museums aufgebaut. Folgende Liste dient hierzu als Information.
Fotos: Daniela Wolf, Tommy Støckel
alintschick
Marlena Alvarez
Ian Deeg
Saskia Fischer
Samira Gebhardt
Ava Hösl
Susan Hösl
Anastasiia Iusupova
Leonie Klöpfer
Leonie Lass
Serafin Lindau
Jacob Miadowitz
Luca Oszwald
Lisa Seidel
Sarah Serve
Julie Siebels
Elisabeth Spengler Castillo
Jim Wolff
ZWEILASTER (Marie David,
Arno Kälberer)
CI-design, Broschüre and Poster:
Nadine Bela
Emilia Detering
Nina Maise
Spurensuche
Sarah Serve und Julie Siebels
Führung, Flyer, Tafel
3 x 30 min
Treffpunkt: Foyer
In drei Führungen werfen wir einen Blick auf das Gebäude von James Stirling, suchen
und kartieren seine Besonderheiten, Fehlstellen und Zeichen der Vergänglichkeit.
Wie gehen wir mit diesem besonderen Bauwerk im Kontext des Museums um und welche Potenziale zur Veränderung bietet die bauliche Substanz?
Stirling Ballett
Saskia Fischer
Aufführung, Kostüme
spontane Auftritte
Sammlungssäle und Terrassen
Die Performer:innen tragen Zitate der postmodernen Staatsgalerie durch die Räume.
Die Kostüme sind abgeleitet von baulichen Elementen wie der geschwungenen Fensterfront
und den Formen der Travertin-Fassaden. Sie machen das Gebäude in ihrem körperbezogenen Maßstab und Material erlebbar.
Voller Drehungen, die keine Wende herbeiführen
Jacob Miadowitz
Performance
Spontane Aufführung
Sammlungssaal
Der Wunsch der Moderne, Neues zu schaffen, galt der Postmoderne als überholt.
Sie spielten stattdessen mit Traditionen. Der Wiener Walzer hat die längste Tradition aller
Turniertänze. Er symbolisiert das Gleichbleibende; sich im Kreis drehen. Die Staatsgalerie bleibt dieselbe Institution mit derselben Sammlung – sie dreht sich mit.
Bubble-Gum to Go
Lisa Seidel mit Elisabeth Spengler Castillo
Ballon, Schleim, Kaugummi
Performance, Installation
Urbanstraße 35
Ein Rohr erwacht zum Leben. In der postmodernen Staatsgalerie sind notwendige und funktionale Elemente inszeniert. Die Systeme entwickeln ein autonomes Dasein und beginnen ihre Umgebung zu bespielen. Erkunden Sie mit ihnen die Grenzen zwischen Verborgenen & Sichtbaren, Innen & Außen, Museum & Stadtraum. Verfolgen Sie eine pinke Masse und ihre Reise durch die verborgenen Infrastrukturen des Gebäudes.
post play
Marlena Alvarez
Schaumstoff , Wachstuch, Kugeln
Treppe an der Rotunde
Durch Öffnungen hindurch, entlang der geschwungenen Fassade, Rampen hinauf und Treppen hinunter, eröffnen sich bei aufmerksamer Betrachtung neue Wege durch die Architektur der Staatsgalerie. Kugeln rollen über Bahnen aus Handläufen und Rinnen, verbunden durch farbig skulpturale Erweiterungen in spielerischer Fortführung postmoderner Stilzitate.
Ich hefte an, um zu sehen, wie es werden kann
Leonie Klöpfer
Moos*, vergrößerte Stecknadeln
Terrasse, Haupteingang
Noch ist das Moos nicht mit der Staatsgalerie verwachsen, sondern nur daran geheftet.
Er ist die Keimzelle einer Zukunftsvision zu einer komplett bemoosten Fassade, die stellvertretend für eine klimafreundliche Zukunft steht. Das Moos mit seinen assimilierenden und ausgleichenden Eigenschaften (Luftfilterung, Temperaturregulierung etc.) könnte für das postmoderne Museum der Zukunft interessant sein ...
*Das Moos wird nach der Intervention wieder in die Natur gepflanzt.
postmodern ruin
Jim Wolff, mit einer Gestaltung von Elisabeth Spengler Castillo
Lautsprecher, Bildschirm, Travertin Stein,
powerbank, Kabel, Klebeband
An wechselnden Orten
Dieses Exponat kommt aus der Zukunft! Bewundern Sie das Bruchstück eines originalen Travertinsteins, samt einer rekonstruierten Ton- und Videoaufnahme, aus einer Zukunft,
in der die Staatsgalerie zur Ruine zerfallen ist. Dieses Artefakt einer verkrumpelten, überwucherten, eingestürzten, magischen, verwilderten und verzauberten Architektur ist nun erstmals erfahrbar.
refrigerator
Leonie Lass
Diverse Fundstücke
Oberlicht, Sammlungsraum
Die Staatsgalerie als Kühlaggregat. Fundstücke aus der Staatsgalerie werden in einem Fundus zusammengestellt und über den Sammlungssälen eingelagert. Was ist es wert, konserviert zu werden? Welche Zeitzeugnisse könnten im Jahr 2064 auf dem Dachboden der Staatsgalerie zu finden sein?
Meisterwerke im Interview
Serafin Lindau, Luca Oszwald with a design by Anastasiia Iusupova
Risographie Druckgraphik auf Papier
4 Motive zum Mitnehmen, Auflagen: 1000, DIN A4 Papier
Rotunde
" Ist das Museum öffentlich genug?" Diese Interviewfrage stellen wir einer Auswahl von Kunstwerken aus der Staatsgalerie. Die Kunstwerke berichten uns, wie sich dieser Ort aus Ihrer Perspektive in den kommenden 40 Jahren entwickeln sollte. Nehmen Sie einen Comic mit nach Hause in Ihre Sammlung und überprüfen Sie, welche Thesen sich bewahrheiten werden!
We are here to entertain you! 2 Euro concerts!
ZWEILASTER: Marie David, Arno Kälberer
Instrumente, Münzautomat, Stoppuhr
Mini-Music-Performances mit Unterbrechung, per 2 Euro Spende
Museumseingang
MUSIC Á LA MACHINA der Artpunkband ZWEILASTER. Gegen Münzeinwurf wird live Musik gespielt und dem Publikum die enge Verflechtung zwischen Künstler:innen und Geldgeber:innen in einer postmodernen (Kunst-)Welt vorgespielt. Ausgestattet mit einer Stoppuhr und einem Münzautomaten geht es um die Frage: „Kann man Kunst ausschlachten?“ Im neoliberalen Kapitalismus-Szenario wird deutlich, dass
nichts ohne Bezahlung zu haben ist. Doch Vorsicht: Auch dieser Münzautomat kann süchtig machen!